Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Jugendpartizipationskonzeptes
Pressemitteilung
Von jungen Menschen für eine zukunftsfähige Demokratie: Ausbau von Kinder- und Jugendbeteiligung in Frankfurt
Vier Jahre nach Gründung des stadtweiten „Arbeitskreis Partizipation“ stellt die jugendliche Planungsgruppe bestehend aus Laurenz Aller, Jessica Beloborodov, Julien Chamboncel, Jan Hruschka, Norah Smie, Lasse Weigelt und Magnus Welkerling ihr richtungsweisendes Jugendbeteiligungskonzept vor. Diese engagierten jungen Menschen, darunter Vorstandsmitglieder des Frankfurter Jugendrings und des Stadtschüler*innenrates, erarbeiteten selbstständig eigene Positionen, wie sich Jugendliche in kommunale Entscheidungen einbringen können. In zahlreichen Diskussionsrunden wurde unter Mitwirkung von über 30 Personen aus Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, Dezernaten, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft umfassend über Jugendpartizipationsmöglichkeiten debattiert. „Die Planungsgruppe hat im Rahmen des Projektes jugendmachtfrankfurt ein stadtweites Jugendpartizipationskonzept erarbeitet, das jugendliche Bedürfnisse und Lebensrealitäten abbildet. Wir haben dabei nicht nur ein Jugendpartizipationskonzept erarbeitet, was unser Auftrag war, sondern haben die Partizipation, die darin steckt, bereits im kleinen Rahmen in der Planungsgruppe gelebt. Wir hoffen, dass mit unseren Erfahrungen und unserem Konzept allen Kindern und Jugendlichen in Frankfurt, unabhängig von Stadtteil, Schule und Herkunft, diese Erfahrungen ermöglicht werden. “, sagt Julien Chamboncel, Vorsitzender des Frankfurter Jugendrings.
Das Herzstück des Konzepts sind Formen der repräsentativen Beteiligung: das stadtweite Jugendparlament sowie lokale Jugendräte. Diese Strukturen bilden die demokratische Teilhabe junger Menschen auf parlamentarischer Ebene ab und sollen sicherstellen, dass die Lebensrealitäten und Bedürfnisse der Jugendlichen auf Augenhöhe verhandelt werden können. Ein weiterer Schwerpunkt des Konzepts liegt auf der sozialräumlichen Beteiligung durch die Einrichtung einer Sozialraumkoordination. Es ist essentiell, offene Beteiligungsmöglichkeiten zu fördern, die Kinder und Jugendliche dort abholen, wo sie sich aufhalten: in ihrem Stadtviertel, ihrem Sozialraum. „Der Mix aus repräsentativen und niedrigschwelligen Beteiligungsformen ermöglicht vielen jungen Menschen, ihre Lebensumgebung in Frankfurt selbstwirksam gestalten zu können. Entscheidend war für uns immer ein weitreichendes Verständnis von Jugendpartizipation. Abhängen auf Parkbänken, gemeinsames Chillen in der Shisha-Bar oder Diskussionen über die Ticketpreise von Bus und Bahnen, all das sind Beteiligungsversuche von jungen Menschen an unserer Gesellschaft, die wir anerkennen müssen“, meint Laurenz Aller, ehemaliger Stadtschulsprecher.
In den nächsten Monaten wird die Umsetzung der Konzeptideen weiter von der ehrenamtlichen Projektgruppe begleitet und gemeinsam mit den Fraktionen im Römer verhandelt. Die Planungsgruppe fordert eine jugendliche Stimme auch im Prozess der Implementierung ein, denn nur so kann eine jugendgerechtere Beteiligungsstruktur in Frankfurt sichergestellt werden.
Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner: „Unsere Demokratie ist derzeit stark unter Beschuss, von innen und von außen, und wir merken, wie wichtig es ist, Demokratie im Alltag zu stärken. Das Jugendparlament schafft die Möglichkeit, Jugendliche früh in demokratische Prozesse einzubinden. Jugendliche können ihre Bedürfnisse im Jugendparlament selbst und aktiv in politische Entscheidungsstrukturen einbringen und so Verantwortung zum einen für ihr Leben in unserer Stadt als auch für unser demokratisches Wertesystem übernehmen. Das tut unserer Gesellschaft gut.“
Sozialdezernentin Elke Voitl: „Die Stimmen von Kindern und Jugendlichen werden allzu oft ignoriert. Wenn wir es mit der Demokratie ernst meinen, müssen wir aber auch deren Perspektiven achten. Eine generationengerechte Stadt braucht zwingend ein gutes Miteinander und eine lebendige Teilhabe. Dazu kann das Projekt jugendmachtfrankfurt einen wesentlichen Beitrag leisten.“
Dezernentin für Bürger*innen, Digitales und Internationales Eileen O’Sullivan: „Junge Menschen haben mit viel Eigeninitiative und Engagement ein Konzept zur Beteiligung von Jugendlichen in der Stadt Frankfurt am Main erarbeitet – damit werden wichtige Ansatzpunkte für Beteiligung und Dialog von denjenigen geschaffen, die es auch unmittelbar betrifft. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der lokalen Demokratie in herausfordernden Zeiten und sind Vorbild für weiteres Engagement von jungen Menschen.“
Miriam Zeleke, Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte sagt: „In der Kinderrechtskonvention, dem SGB VIII, der hessischen Landesverfassung und auch in der hessischen Gemeindeordnung sind die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen hinterlegt. Der Prozess von jugendmachtfrankfurt kann dahingehend als folgerichtig verstanden werden. Das Projekt, seine Koordination sowie die Ergebnisse sind beeindruckend. Die erwachsenen Entscheider*innen können auf diese Empfehlungen und unter der weiteren Beteiligung junger Menschen nun die Umsetzung fortführen. Der Stadtgemeinschaft ist zum Prozess und den Ergebnissen zu gratulieren. Die Metropole Frankfurt zeigt, was geht!“
Prof. Dr. Andreas Walther, Leitung Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Goethe-Universität Frankfurt: „Jugendliche haben unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse, die aus ungleichen Lebensbedingungen resultieren, in denen sie aufwachsen. Forschung zu Jugendpartizipation zeigt deutlich, dass bisherige Beteiligungsformate nur wenige Jugendliche ansprechen und insbesondere sozial benachteiligte Jugendliche ausschließen. Das Konzept von jugendmachtfrankfurt trägt diesen Erkenntnissen Rechnung, indem es auf eine Vielfalt an Formen setzt und an verschiedenen Orten ansetzt, an denen sich das Aufwachsen Jugendlicher vollzieht. Gerade in der aktuellen Situation, in der zunehmend umstritten ist, was Demokratie bedeutet und wer an ihr beteiligt werden soll, ist ein solch ganzheitliches und differenziertes Konzept wichtiger denn je.“
Katharina Hellwig, Geschäftsführung Junularo Frankfurt e.V.: „Die Ausdauer, Professionalität, Leidenschaft und Geduld mit der die Planungsgruppe seit nunmehr vier Jahren engagiert das Ziel verfolgt hat, ein Partizipationskonzept als wichtigen Bestandteil eines jugendgerechten Frankfurts zu erschaffen, ist beeindruckend. Schon der Prozess bis heute zeigt, dass die Frage nach der Machtverteilung von Erwachsenen und jungen Menschen immer wieder gestellt werden muss, um für möglichst viele Kinder und Jugendliche Beteiligung zu ermöglichen.