Nachruf auf Feli Gürsching

9. November 2016

Am 19. Oktober 2016 ist Feli Gürsching mit 71 Jahren gestorben. Durch den Generationswechsel im Frankfurter Jugendring und seinen Gremien kennen nicht mehr Viele ihren Namen oder wissen, wer sie war und in welcher Verbindung sie eine ganze Zeit lang zum Frankfurter Jugendring gestanden hat.

Im Jahr 1994, als das allererste Haus der Jugend in Frankfurt von den Amerikanern geräumt worden war, hatten der Frankfurter Jugendring, das Historische Museum und die Initiator*innen des gerade neu gegründeten Fritz-Bauer-Instituts die Idee, dass aus diesem Haus vor allem eine Jugendbegegnungsstätte Anne Frank werden sollte. Insbesondere auch, weil das Haus in der Hansaallee im Stadtteil Dornbusch und nahe der beiden Wohnstätten der Familie Frank liegt. Der FJR hatte sich seit den 50er Jahren immer wieder dafür eingesetzt, in Frankfurt explizit Anne Franks und ihrer Familie zu gedenken, hatte aber nur die Anbringung einer Gedenkplakette an der letzten Wohnstätte der Familie in der Ganghoferstraße durchsetzen können. Mit dem Freiwerden des Hauses in der Hansaallee bot sich nun endlich neu eine umsetzbare Möglichkeit.

Um die Errichtung der Jugendbegegnungsstätte zu forcieren, führte der Frankfurter Jugendring im Jahr 1994 das Projekt „Spurensuche – die Familie Anne Franks im Stadtgebiet Dornbusch“ durch und wurde dabei wesentlich unterstützt vom Historischen Museum, das zeitgleich die Ausstellung „Anne – ein Mädchen aus Frankfurt“ zeigte. Schulen im Stadtteil Dornbusch waren zur Teilnahme aufgerufen und das Projekt sollte „die Geschichte des Stadtteils beleuchten und das interkulturelle und interkonfessionelle Zusammenleben seiner Bewohner durch gegenseitiges Verständnis befördern... Für Schülerinnen und Schüler könnte die Lebensgeschichte der Familie Frank ein Beispiel sein, sich konkret mit Antisemitismus und Rassismus auseinanderzusetzen. Sie könnten Bezüge zur Situation von Flüchtlingen und Fluchtursachen heute, zu Ausgrenzung und Bedrohung von Minderheiten herstellen“ (so im Vorspann der Projektbeschreibung).

Feli Gürsching als Kunstlehrerin an der Wöhlerschule war von Anfang an dabei, konzipierte, das Projekt mit, nahm mit Schüler*innen ihrer Schule daran teil, wertete es mit uns aus und unterstützte uns in der Geschäftsstelle nicht unwesentlich bei den organisatorischen Arbeiten und Aufgaben, die sich stellten und durchgeführt werden mussten.

Aus diesem Projekt heraus entstand die Idee zum umfassenderen und über die gesamte Stadt hinweg durchgeführten „Projekt Spurensuche – Geschichte und Gegenwart der Migration in Frankfurt am Main“, das Feli ab dem Jahr 1997 zusammen mit uns konzeptionierte und vorbereitete. Ein großer Trägerkreis entstand, das Projekt wurde über viele Monate hinweg in den Jahren1998 und 1999 durchgeführt und die entstandenen Arbeiten der Jugendlichen wurden in mehreren Ausstelllungen präsentiert: im Foyer des damaligen Standorts der Europäischen Zentralbank am Willy-Brandt-Platz, im Foyer des Gewerkschaftshauses und schließlich auch im Historischen Museum. Auch für dieses Projekt war Felis Mitarbeit und tätige Mithilfe unverzichtbar und unersetzlich für uns.

Die „Anne-Frank-Projekte“ zu Schaffung der Jugendbegegnungsstätte sowie das große „Spurensuche-Projekt“ waren von 1993 an bis zur Jahrtausendwende hin wichtige Unternehmungen des FJR, um die sich in Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen und der Geschäftsstelle sehr viel drehte. Nicht zuletzt war mit dem ersten Projekt ja auch der Umzug der FJR-Geschäftsstelle in die Hansaallee Wand an Wand mit der endlich geschaffenen Jugendbegegnungsstätte Anne Frank verbunden (die inzwischen als Bildungsstätte Anne Frank fungiert).

Dies alles ins Werk zu setzen, daran hatte Feli großen Anteil. Leider wissen das nur noch Wenige, und so sei daran anlässlich ihres Todes doch noch einmal an dieser Stelle an sie erinnert.

Renate Assmus, Geschäftsführerin a.D.

für den Frankfurter Jugendring
Frankfurt/M., November 2016

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